Theelacht gibt Nachschlagewerk zur Geschichte heraus
NORDEN/TG – 50 000 Buchseiten, alte Unterlagen sowie viele lose Blätter haben der Syndicus der Theelacht, Heiko Campen (Norden), sowie Erbbauer und Theelachtmitglied Friedrich Edenhuizen (Victorbur) durchgesehen – und das über zehn Jahre hinweg. In ihrer Freizeit haben sie das uralte Archiv gesichtet, geordnet und digitalisiert. Das Ergebnis ist das Buch „Theelacht to Nörden Dat Archiv“, ein umfassendes Nachschlagewerk über die 1000-jährige Geschichte der Norder Theelacht.
Eingefügt wurden mehrere Beiträge früherer Autoren, auf über 5o Seiten sind die Arvburen (Erbbauern) seit 1728 und Koopburen (Kaufbauern) seit 1986 verzeichnet. Das neue Archivbuch hat insgesamt 237 Seiten, kostet 3o Euro und ist bei der Theelacht in Norden erhältlich.
In der Einleitung werden die Aufzeichnungen über die Theelrechte von 1583 durch Dr. Hektor Hicco Friedrichs von Wicht (1546-1624), ange-führt. Damals hat Dr. von Wicht festgestellt, dass die Theelacht ein Lehnsgut sei, das heißt, ein Gut (in der Regel ein Grundstück), das der Eigentümer einem anderen zur Nutzung überlässt. Mit der Gründung der Theelacht und ihrer Geschichte haben sich mehrere Autoren beschäftigt. Der damalige Syndicus der Theelacht, Rudolf Folkerts (1912-1999) hat 1986 die Geschichte in seinem „Theelachtsbuch“ dargestellt. Ein Stichwortverzeichnis des „Theelachtsbuch” einschließlich des Inhaltsverzeichnisses ist ab Seite 97 im jetzt heraus-gegebenen Werk enthalten. Auch die Veröffentlichungen von Dr. Caspar und Dr. Christian Eberhard Wenckebach aus dem Jahr 1759, Dr. Ufke Cremer (1887-1958), Dr. Friedrich Swart (1883-1957), Ella Ippen (1912-1999) und Dr. Gesine Agena (1892-1975) über die Theelacht können teilweise nachgelesen werden. Sehr interessant und in der seinerzeit von der Zensur „vorgeschriebenen Darstellungsweise“ ist ein Abdruck eines im Jahr 1936 im Ostfriesischen Kurier veröffentlichten Aufsatzes des damaligen Kunstwarts der Ostfriesischen Landschaft, Dr. Louis Hahn (1886¬1952), mit dem Thema „1000 Jahre Theelacht to Nörden – Erinnerungsblätter an die Jubelfeier“. Mit der Theelacht beschäftigte sich auch der 1958 in Westerende geborene Dr. Werner Gaile in seiner Dissertation über die Theelacht aus dem Jahr 1988.
Nicht endgültig geklärt ist auch in dem jetzt vorliegenden Werk das Gründungsdatum der Norder Theelacht. Sie ist die wahrscheinlich älteste bäuerliche Genossenschaft Europas und wurde wohl im neunten Jahrhundert gegründet, und zwar nach der „Normannenschlacht“, in der die Wikinger von den Friesen vertrieben wurden. Damals erhielten die siegreichen Norder Kämpfer ein großes Gebiet der Hilgenrieder Bucht zur gemeinschaftlichen Dauernutzung. Die Nachkommen dieser Kämpfer sind die heutigen Arvburen. Rechtlich den Arvburen gleichgestellt sind die „Pelzburen“, das sind die Ehemänner von Töchtern von Arvburen, die keinen männlichen Erben hatten. Ohne Stimmrecht sind dagegen die Koopburen, die Anteile von Arvburen erworben haben. Das Nachverfolgen einer direkten Erbfolge stellte sich als äußerst schwierig dar, weil bis ins 19. Jahrhundert auch in Ostfriesland die nordgermanische Namensgebung angewandt wurde und die Kinder die Vornamen des Vaters zum Nachnamen bekamen.
Anhand mehrerer Landkarten kann der Leser die Anordnung der Theele (Ländereien) sowie die politische und geografische Entwicklung insbesondere im nordwestlichen Ostfriesland, nachvollziehen, Fotos von der Theelacht und Biografien früherer Autoren runden das Ganze ab.
© Ostfriesischer Kurier 01.09.2020