Theelacht zahlt Herbsttheelen aus
Theodor Ulferts seit 40 Jahren Theelachter — Gedenken an Rudolf Folkerts
cam Norden. Wie seit Urzeiten üblich, werden kurz vor Weihnachten die Herbstanteile der Theelacht zu Norden ausgezahlt. Am Mittwoch die Trimser durch Theelachter Theodor Ulferts und die Neugroder durch Theelachter Heiko Campen. Die Auszahlung beginnt offiziell um 14 Uhr. Erfahrungsgemäß kommen die meisten nach der Teezeit gegen 15.30 Uhr. So war es auch diesmal, zwischen 16.30 und 18 Uhr war kein Stuhl mehr frei. Theelbote Peter Bojen hatte aber alles bestens im Griff, wie seit nunmehr 38 Jahren. Das leicht angewärmte, dunkle Starkbier, aus Holzbechern getrunken, mundete bestens. Viele rauchten ihre lange Tonpfeife. Das Kerzen- und Petroleumlicht verbreitete eine unnachahmliche Stimmung, in Verbindung mit dem prasselden Torffeuer des offenen Kamins. Am Mittwoch wurde um 17 Uhr Theelachter Theodor Ulferts für eine 40-jährige, ununterbrochene Tätigkeit als Theelachter geehrt. Diese Ehrung nahmen Theelachter Gerhard Seeba und Heiko Campen vor. Ulferts wurden zwei Bilder überreicht, die das Alte Rathaus mit der Theelkammer und die herrliche Ludgerikirche zeigen. Sichtlich überrascht und freudig bewegt nahm der Geehrte die Huldigung entgegen. Nachdem um 18 Uhr die Bücher geschlossen wurden, was durch drei mächtige Klopferschläge bekannt gegeben wurde, nahm der älteste Theelachter Gerhard Seeba die Gelegenheit wahr, des im Juli dieses Jahres verstorbenen Theelachters Rudolf Folkerts zu gedenken. Rudolf Folkerts, der sehr viel für die 1115 Jahre alte Theelacht geleistet hat, und in einer Reihe steht mit dem Wirken von David Casper Wenckebach, der vor 250 Jahren ebenfalls herausragender Theelachter war. Rudolf Folkerts hat sich mit der Herausgabe des Buches über die Theelacht schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Die Anwesenden erhoben sich und gedachten des Verstorbenen. Danach nahm Syndicus und Theelachter Heiko Campen das Wort. Er wies darauf hin, dass bis zu zu Johanni, 24. Juni, ein neuer Theelachter gewählt werden muss. Es können sich Arvburen oder Pelsburen der Ekeler und Linteler Theelen um dieses Amt bewerben. Die Einnahmen der Theelacht beziehen sich auf grundbuchlich eingetragene Abgaben von noch 26 Belasteten. Dieser Personenkreis war, einer Anregung folgend, zur Herbstausgabe eingeladen, nur einer folgte dieser Anregung. Sodann der Hinweis auf eine Videocassette. Der 45 Minuten lange Film wurde im Frühjahr von der ARD ausgestrahlt „Zwischen Moor und Meer“ und befasst sich mit der Landschaft Ostfriesland. In einem kurzen Statement wurde auch die Theelacht mit den drei Theelachtern vorgestellt. Am Freitag Ausgabe der Osthover Theelen durch Theelachter Gerhard Seeba und der Ekeler Theelen durch Theelachter Heiko Campen. Auch an diesem Tage das gleiche Bild, wieder blieb kein Stuhl unbesetzt. An beiden Tagen wurden natürlich die anwesenden Vertreter der Ollnbörger Landen und von der Leegmoorsgesellschaft sowie der „Stadtdeener“ besonders begrüßt. Es gab auch einige Gastgeschenke. Einige eingeladene „Leev Lü“ haarn „Buddel mitbrocht“, so dass es außer der Reihe noch „Lüttjen geev“.
Die Frühjahrsausgabe ist am Freitag, 14. April 2000.
© Ostfriesischer Kurier 22.12.1999