Wappen der Theelacht

Die Geschichte des Wappens der Theelacht wird von dessen langjährigem Theelachter und Syndicus Rudolf Folkerts wie folgt ausführlich beschrieben (Folkerts, 1986, S. 200f.):

An der Stirnseite des Kamins in der Theelkammer ist das Theelachts-Wappen angebracht. Es war früher nur auf Leinwand gemalt. Die durchweg feuchte Luft im Raum wirkte sich immer wieder schädigend aus, so dass es des Öfteren notwendig wurde, das Wappen aufzufrischen oder (wenn es zu sehr gelitten hatte) ganz zu erneuern. Das geschah z.B. 1928 durch Malermeister Hermann Tjaden und wieder 1952 durch Kunstmaler Carl Heinz Hofmann.

Seit 1984 hängt über dem Kamin an Stelle der Leinwand ein gusseisernes Wappen, ausgemalt nach der Wappenbeschreibung des inzwischen verstorbenen Heraldikers Phillipp Schmidt aus Vienenburg durch den künstlerisch veranlagten Malermeister Jakob Schmidt aus Marienhafe/Oldeborg. Es wird hoffentlich viele Jahrzehnte unbeschadet überstehen.

Wann das Wappen entstanden ist, wird wohl kaum zu ermitteln sein. Anton Sundermann schrieb 1922/1935 (im „Ostfreesland-Kalender“ 1922, S. 16 und in „Heim und Herd“ Nr. 16/1935), es sei ein Phantasiegebilde und bei der Erneuerung der Geräte in der Theelstube um 1830 vom Norder Theelbauern Pauls erdacht worden. Für diese Behauptung blieb er aber den Beweis schuldig. Es findet sich auch in den Unterlagen der Theelacht aus jener Zeit kein Hinweis auf die Richtigkeit.

Der Heraldiker Schmidt gibt in seiner Wappenbeschreibung das Jahr 1635 an. Eine Rückfrage bei den Erben ergab, dass das Wappen nach Schmidts Unterlagen auf jeden Fall vor 1800 entstanden ist. In einer Wappenrolle stünde es zwar nicht verzeichnet, das wäre aber auch unwichtig, weil diese erst jüngeren Datums seien.

Das Wappen zeigt in seinem mittleren Teil, dem Wappenschild, einen halben Adler und einen Mann, der einen Säbel schwingt. Genau dies hat Wenckebach schon 1759 mitgeteilt bei der Beschreibung der zu seiner Zeit vorhandenen zinnernen Kannen und hölzernen Klippe, in der das Theelbier geholt wurde. Für die Klippe ist sogar das Alter angegeben: Sie stamme von 1681. Ihre Vorgängerin sei damals 72 Jahre alt gewesen; diese müsste also etwa 1609 angefertigt gewesen sein (Wenckebach, 1759/2007, S. 59).
Die aus Holz gefertigten Klippen mussten etwa alle 70 bis 80 Jahre wegen Altersschwäche erneuert werden. Dabei diente vermutlich die abgängige Klippe als Muster für die neu anzufertigende. Wenn sich also schon auf der Klippe von 1681 der geharnischte Mann und ein halber Adler fanden, die ja das Kernstück des Theelachts-Wappens bilden, dann wird das bei der oder den früheren Klippen wohl kaum anders gewesen sein.

Es gibt noch weitere Hinweise darauf, dass das Theelachts-Wappen schon vor 1800 bekannt war: Auf den Flügeltüren der Theelachter-Tafel von 1793 kommt es gleich zweimal vor. Einmal schwingt darin ein Mann, das andere Mal eine Frau einen Säbel; letzteres ist wohl als Würdigung der Arvdochter zu verstehen. Der halbe Adler findet sich außerdem schon auf dem großen kupfernen Feuercomforn von 1766, einem Aschenbecher mit Stiel.

Das neue gusseiserne Wappen am Kamin entstand 1984 auf folgende Weise:
Arvbuur Hinrich Seeba, gebürtig aus Norden, wohnhaft inzwischen im südlichen Niedersachsen, vermittelte die Herstellung eines holzgeschnitzten Theelacht-Wappens. Ein Abdruck dieses Holzwappens war die Ausgangsform für den Guss von vier Kaminplatten. Zwei mit breitem Rand stehen als Herdplatten an der Rückwand der Feuerstelle des Kamins in der Theelkammer; die dritte, größere, farbige ist an der Vorderwand des Rauchfangs aufgehängt worden. Eine weitere Platte (ohne Rand, nur mit schwarzem Schutzanstrich) wurde auf Anregung des Bürgermeisters der Stadt Norden, Gerhard Campen, an der östlichen Außenwand des alten Rathauses angebracht zwischen den beiden Fenstern der Theelkammer.

Der Heraldiker Phillipp Schmidt fügt seiner Wappenbeschreibung folgende Erklärung an: Die Ostfriesen fühlten sich von alters her ‚reichsunmittelbar‘, nur dem König verpflichtet und keinem Adelsherrn unterstellt. Deshalb steht im Schild vorn der halbe Reichsschild (römischer König). Links (hinten) steht der Schutzpatron der Ostfriesen, der heilige Michael der Drachentöter. Zum Zeichen, dass es sich um ein himmlisches Wesen handelt, sind seine roten Schwingen (Engelsflügel) als offener Flug zur Helmzier gesetzt. Die Darstellung des Michael wurde jeweils in der Kleidung der Stilperiode des Wappens gestaltet.

Wappen der Theelacht zu Norden

Die Wappenbeschreibung (Blasonierung) des Heraldikers Philipp Schmidt für das Wappen der Theelacht, das von ihm auf das Jahr 1635 datiert wird, lautet wie folgt):

„Gespalten, vorn in Gold ein schwarzer, rotbewehrter halber Adler, hinten in Silber ein blonder Mann mit schwarzem hohem, oben flachem Hut und flachen Rand. Er trägt eine rote Jacke mit weißen Aufschlägen und Kragen, einreihig silberne Knöpfe, eine blaue Kniehose, rote Strümpfe und schwarze Schuhe mit silbernen, viereckigen Schnallen. Rechts er hebt ein blaues Schwert mit goldenem Griff. Die linke Hand hält die am silbernen Gürtel hängende rote Schwertscheide. Er steht auf einen großen grünen Drachen (Lindwurm), der durch einen blutenden Stich in den Hals getötet wurde. Der Ringelschwanz des Untieres endet in einer rötlichen Pfeilspitze. Auf dem Helm mit rot- und blau-silberner Decke ist ein roter offener Pflug. Als Schildhalter stehen „Friese und Friesin“, in den Wappenfarben gekleidet, auf grünen Anthemion Ranken.
Der blonde Mann trägt einen roten, hohen, oben flachen Hut und flachen Rand, eine blaue, auf der Brust geöffnete lange Jacke, mit silbernen Knöpfen, weißen Aufschlagen, geknüpften Hals- und Gürtel-Bändern über rote Weste und Kniehose, blauen Kniestrümpfen mit weißen Kniebändern und an schwarzen Schuhen silberne, viereckige Schnallen. Er stützt rechts einen goldenen Dreschflegel und hält links einen goldenen Becher in die Höhe.
Die blonde Frau trägt einen roten flachen Hut mit flachen Rand und blauer Zindelbinde, über einer roten Bluse ist ein weißes überkreuzgebundenes Brusttuch, daran und am Hals silberner Filigranschmuck. Sie hat einen blauen langen Faltenrock mit weißer Schürze, rote Strümpfe und schwarze Schuhe mit silbernen Spangen. Sie schultert rechts eine goldene dreizinkige Grepe (Gabel) und hält in der linken Hand am Henkel eine rote hölzerne Metkanne mit Klappdeckel und grünen Spanringen.“